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18.11.2003: Bisherige (Wohn-) Erfahrungen im Passivhaus!
Nun wohnen wir bereits über drei Monate in unserem Passivhaus und es ist
Zeit schon mal ein kleines Fazit zu ziehen.
Auch aufgrund der vielen Anfragen möchte ich euch ein bißchen über unsere
Erfahrungen im Passivhaus mitteilen.
Oft haben wir schon die Fragen gehört: Wie oft habt Ihr schon gefroren?
Mit wieviel Wolldecken schlaft Ihr denn? "... ??.aber auch viele ernsthafte
Anfragen zu unserem Passivhaus haben wir schon erhalten. Leider wurde das
extra eingerichtete Forum auf diesen Seiten wenig genutzt, insofern ist dies
auch ein Aufruf, dass Forum regelmäßig zu besuchen, um auch anderen Interessierten
möglichst viel Informationen zukommen zu lassen.
Doch nun zum Wohnen im Passivhaus!
Wir zogen Ende Juli / Anfang August in unser neues Domizil .Zu dieser Zeit
herrschten Temperaturen bis zu 37 Grad im Schatten! Hier hatte sich unsere Lüftungsanlage mit Erdwärmetauscher (EWT) schon gleich bestens bewährt.
Wenn man tagsüber die Fenster geschlossen hielt, war die Raumtemperatur
immer noch angenehmer als bei den Nachbarn im "normalen" Haus. Die Frischluft kam mit maximal 20 Grad aus dem EWT. Durch die automatische Umschaltung der Lüftungsanlage von "Wärmerückgewinnung durch den Wärmetauscher" auf den "Sommerbypass", konnte diese kühle Luft dann,vorbei an dem Wärmetauscher, direkt ins Haus geblasen werden.
Allerdings ist die Kühlleistung bei 120cbm Luft in der Stunde und einer
Temperaturdifferenz von ca. 15 Grad auch mit ca. 400Watt nicht zu
vergleichen mit der Leistung einer Klimaanlage. Um das Haus tatsächlich
kalt zu halten, musste nachts schon noch durch die Fenster gelüftet werden.
Aber über 25 Grad Innentemperatur sind wir nicht gekommen.
Auch das konsequente geschlossen halten der Fenster und Türen, was beim
Passivhaus eigentlich gefordert wird, konnte in der Praxis (dank unserer Kinder) nicht
immer eingehalten werden.
Die thermische Solaranlage erwärmte in diesen heißen sonnigen Tagen das Trinkwasser in wenigen Stunden. Die 15qm große Absorberfläche tut bis heute fleißig Ihren
Dienst und bisher konnte der E-Heizstab, bis auf einen Tag, immer
ausgeschaltet bleiben. Da war allerdings auch noch nicht die Nachheizung
des Trinkwassers aus dem Pufferspeicher aktiv. Diese funktioniert so: Wenn die Temperatur im Pufferspeicher höher ist als im Trinkwasserspeicher wird durch den eingebauten Wärmetauscher das Warmwasser nacherwärmt.
Heute war wieder einer dieser wenigen Tage an denen die Solaranlage gar nicht gelaufen ist. Die Speicher hatten aber genug warmes Wasser um dies zu überbrücken.
Der Wohnkomfort in unserem Haus ist durch die Lüftungsanlage sehr hoch. Die
immer wiederkehrende Frage, ob es nicht zu "Zug" Erscheinungen bei einer Lüftungsanlage kommt, kann klar verneint werden.
Hierzu folgende kleine Episode:
Marianne (meine Frau) meldete eines Tages, dass es im Wohnzimmer zieht.
Sofort machte ich mich auf die Suche, die Leckage zu finden.
Die Zugluft kam jedoch nicht von der Lüftungsanlage, sondern von der
Frischluftzufuhr unseres Kaninofen, der anfanges nur provosorisch abgeklebt
worden war. Hier hatte such das Klebeband gelöst.
Die wirklich zugfreie Innenluft ist natürlich auch auf die gute Luftdichtigkeit der Gebäudehülle zurückzuführen. Der n50-Wert (Unterdruck) betrug immerhin nur 0,28! Dies
bedeutet, dass, wenn das Haus einen Unterdruck von 50pa (Pascal) hat, strömt
nur die 0,28-fache Menge des Rauminhaltes des Hauses als Frischluft unkontrolliert ins
Haus.
Ansonsten habe ich in den ersten kalten Nächten diesen Jahres mit
durchgängig minus 2 Grad Celsius mehrfach den "Versuch" gestartet, die
Temperierung des Hauses komplett abgeschaltet zu lassen, als nach einem
sonnigen Tag die Innentemperatur abends 22,4 Grad betrug. Am Morgen hatten
wir dann immer noch 21,6 Grad. Hier merkt man doch die konsequente
Verwendung von massiven Bauteilen im Inneren der Wärmedämmung. Die
Kalksandsteinwände und Betondecken speichern so viel Energie, dass das Haus
wohl für längere Zeit auf einem Temperaturniveau gehalten wird.
Dazu habe ich wieder einen "Versuch" gestartet:
In der zweiten Ferienwoche der Herbstferien waren wir im Urlaub. Die
Bauteilaktivierung war abgeschaltet und die Temperaturen lagen nachts bei
bis zu minus 5 Grad und tagsüber kaum über +3 Grad !
Als wir nach einer Woche zurück ins Haus kamen, zeigte das Thermometer eine
Temperatur von 18,9 Grad an! Dies soll veranschaulichen, wie träge unser
Passivhaus ist.
Allerdings benötigten wir mit dem Kaminofen den ganzen Nachmittag, um die
Temperatur wieder merklich über 20 Grad zu bekommen. Dies liegt aber u.a. an
der geringen Wärmeabgabe von 1,5kW des Kaminofens an den Raum. Auch die
Betonkernaktivierung braucht mehrere Tage um sich wieder auf einem
nutzbaren Temperaturniveau einzupendeln. Es werden hier schließlich bis zu
27 cbm Beton erwärmt!
Fazit: Unser Haus scheint zu funktionieren! Das einzige was manchmal fehlt
ist der Heizkörper vor den man sich stellen kann, um sich aufzuwärmen.
Dann machen wir einfach den Kaminofen an! Auf diesen würden wir, schon aus
Gemütlichkeitsgründen, nicht verzichten wollen!
Zu meiner Haustechnik nur soviel:
Ich bin ein wenig enttäuscht über den geringen Bedarf an Regelungstechnik.
Im Moment arbeitet eine normale Mischersteuerung und ein
Raumthermostat! Der Mischer regelt das unterschidliche Temperaturniveau des Pufferspeichers, mit Temperaturen zwischen 30 und 80 Grad auf ein konstante Vorlauftemperatur, durch beimischen des Rücklaufwassers, herunter.
Die Elektroheizstäbe die sowohl im Warmwasserspeicher, wie auch im Pufferspeicher installiert sind, waren bisher nicht in Betrieb (Die Sicherungsautomaten sind unten! ) Bisher lieferte hier die thermische Solaranlage genug Energie!
Unser bisheriger Technikaufwand reichte bisher immer aus. Morgens läuft die Betonkernaktivierung mit ca. 27 Grad Vorlauf für 2 Stunden und abends gibt
es dann die Möglichkeit nochmals für 3 Stunden "nachzuheizen". Wenn der
Raumthermostat allerdings Temperaturen von über 21 Grad misst, bleibt die
Umwälzpumpe aus und es findet keine Wärmeverteilung statt.
Durch die Trägheit des Hauses reicht diese einfache Regelung wohl aus.
Die gesamte Regelung hat kaum mehr als 200,- EUR gekostet! Alles was ich
noch zusätzlich installiert habe, dient in erster Linie der Befriedigung
meiner Technikfaszination.
Alles in Allem sind wir sehr zufrieden mit dem Wohnkomfort den unser Haus bietet.
Werte der thermischen Solaranlage
Hier die bisherigen Tagesergebnisse der thermischen Solaranlage. Die hohen Anfangswerte kommen durch die verstärkte Nutzung der Betonkernaktivierung zustanden. Hiermit wollten wir die vorhandene Baufeuchte "austreiben". Insgesamt haben wir 15qm Absorberfläche mit einer um 15 Grad von Süden abweichenden Ausrichtung installiert. Die Kollektorneigung beträgt 33 Grad!
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